#01: Parabel

Tja, mein erster! Den Namen hat er von der Form der Kopfplatte und weil er halt der erste war :-)

Entwurf

Ich kann Headless-Bässe nicht ausstehen! Sie wirken auf mich immer unvollständig, defekt, hässlich. Aber große Kopfplatten sind nicht wirklich praktisch. Also musste eine kleine Kopfplatte her, aber so, dass die Saiten vollkommen gerade vom Steg zum Wirbel verlaufen. Kleiner als mit einer Parabelform ist das kaum machbar, wenn man nicht Kubicki oder Parker kopieren will.

Die Entscheidung für einen Fretless hatte zwei Gründe: Ich hatte noch keinen, wollte aber einen haben. Und ich habe mich - ganz schlicht - vor dem Bundieren gefürchtet.

Und wenn schon fretless, dann konsequenterweise auch in Neck-Through-Bauweise, wegen des besseren Sustains. Die Bodyform ist, kaum zu übersehen, inspiriert vom Ibanez BTB.

Da ich ein bekennender Viersaiter-Spieler bin, habe ich andere Überlegungen gar nicht erst angestellt. Ebenso klar war (damals!), dass eine aktive Elektronik hinein kommt. Für einen einzelnen Tonabnehmer habe ich mich entschieden, weil ich den Aufwand für zwei nicht treiben wollte.

Kann man so etwas "Design" nennen? :-).

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Material

Da ein Fretless Neck-Through genügend Sustain haben sollte, wollte ich durch die Auswahl von Ahorn für den Body etwas Härte ins Spiel bringen. Als Halsmaterial stand sowieso nie etwas anderes zur Debatte. Und wenn schon fretless, dann natürlich ein Griffbrett aus Ebenholz.

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Konstruktion

Als das Holz geliefert wurde, stellte sich heraus, dass der Block auf der einen Seite deutliche bird's eyes hatte und auf der anderen Seite sehr schlicht war. Nach längerem Grübeln wurde er deswegen längs und quer aufgetrennt. Aus dem schlichten Ahorn wurde dann die Rückseite gefertigt, aus dem Birdseye die Decke, die jedoch gleich dick ist wie die Rückseite. Dazwischen wurde ein Nusswurzel-Furnier eingearbeitet.

Der Hals hat im Korpusbereich nicht die volle Stärke, sondern nur die des Birdseye-Blocks. Es ist also eine Mischung aus Neck-Through und eingeleimt. Abgedeckt ist der Hals ebenfalls mit einem Blatt Nusswurzel-Furnier. Die Kopfplatte ist nicht angeschäftet, sondern aus dem vollen Holz mit einer Neigung von 13° gearbeitet. Das Griffbrett ist 6 mm dick und der Hals hat eine sehr kräftige D-Form. Der Sattel ist ein fertig gekaufter (Trem-Nut von GraphTech). Kluson-Mechaniken im Gotoh-Stil und ein Schaller-Rollensteg komplettieren den mechanischen Aufbau.

Als Tonabnehmer wurde ein No-Name-Double-Jazz verbaut, der an einer Zweiband-Elektronik von göldo hängt.

Das Finish ist eine Beizung in einem warmen dunklen Honigton. Danach Hartöl und abschließend Wachs.

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Lessons learned

Ich habe unendlich lange gebaut an diesem Bass, über ein Jahr und mehr als 140 Stunden. Ich habe extrem viel dabei gelernt, Dos und Don'ts des Bassbaus! Aber es hat sich gelohnt!

Er klingt besser, als ich es gehofft hatte. Voller Ton, langes Sustain. Und er fasst sich gut an und trägt sich auch gut über lange Zeit, weil er sehr gut ausbalanciert ist.

Und die Don'ts?

Wenn ich mal Zeit habe und gerade keinen Bass baue, muss der Tonabnehmer ersetzt werden. Er wird dem Bass nicht gerecht.

Der Rollensteg war ein einmaliges Experiment! Wenn man die Rollen nicht festklebt, verstellen sie bei jedem Saitenwechsel das Spacing!

Die Zweiband-Elektronik von göldo arbeitet sehr unlinear und entspricht auch nicht meinen Zielen. Sie wird mit dem PU ersetzt.

Griffbretter, die man gleich perfekt abrichtet, machen hinterher weniger Arbeit! :-/

Man hat beim Bassbau NIE genügend Schraubzwingen! :-).


Nachtrag 2012:

Der Doppel-Jazz-PU wurde zwischenzeitlich mal durch ein NoName-Produkt ersetzt, weil der Bass sämtlich Mittelwellensender zwischen Kiew und Wladiwostok empfangen hat. Der Klang dieses PU ist mit einem Wort beschrieben: dumpf!

Harry Häussel hat dann auf meine Bitte hin erfolgreich versucht, dem ursprünglichen PU durch Wachsen die Mikrofonie auszutreiben. Gleichzeitig wurde die göldo-Elektronik - ein MM-Clone - durch eine Noll TCM 2 ersetzt. Seit dieser Maßnahme klingt der Bass einfach nur noch gut.

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